Wasserversorgung

Über viele Jahrhunderte hinweg stellte die Wasserversorgung in Schleberoda eines der größten natürlichen Probleme dar, da es auf dieser Höhe weder eine Quelle noch einen Bach gab. Um den Bedarf zu decken, dienten Zisternen und zwei Teiche als Wasserspeicher. Ein tiefer Brunnen wurde angelegt, um Frischwasser zu gewährleisten. Allerdings musste aufgrund von Rodungen und später dem Braunkohletagebau im Geiseltal stetig tiefer gegraben werden.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts erreichte die Brunnentiefe etwa 70 Meter, doch das Wasser versiegte wiederholt. Mithilfe von Pferdegespannen wurde dann Wasser aus der Unstrut geholt. Als Reaktion darauf wurde ein neuer Brunnen errichtet, der jedoch bis zu einer Tiefe von 96 Metern gegraben werden musste, um ausreichend Wasser zu fördern.

Die Einweihung des Brunnens wurde 1883 mit einem Brunnenfest gefeiert. Eine Pumpe drückte das Wasser in einen neu errichteten, zweigeteilten Wasserspeicher, in dem 60 m3 für Feuerlöschzwecke und 40 m3 als Trinkwasser bevorratet wurden. Anfangs wurde die Pumpe von einem Windrad (16 Meter Durchmesser) bzw. einem Pferdegöpel angetrieben. Ab 1900 nutzte man einen Petroleummotor, und ab 1912 wurde ein Elektromotor als Antriebsquelle eingesetzt.

Um Kontroll- und Wartungsarbeiten am Brunnen durchzuführen, wurde ein Fahrstuhl am Seil oder Kette verwendet. Das Gestell im Bild, das einem großen Zangen ähnelt, ist Teil dieses Fahrstuhls.

Die Bewohner von Schleberoda standen laut einem Bericht des Naumburger Tageblatts von 1934 um den Zapfhahn nach dem Prinzip: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst! Ein Mann mit einem Buch auf dem Knie saß dabei und achtete darauf, dass jede Familie nur die zugewiesene Menge Wasser erhielt. Dies musste strikt eingehalten werden, da Wasser täglich nur von 11.00 bis 13.00 Uhr verfügbar war. Punkt 13.00 Uhr wurde der Zapfhahn mit einem Kasten verschlossen, und es gab kein Wasser mehr, selbst wenn es jemand vergessen hatte.

Erst im Jahr 1953 begannen die Arbeiten für einen Anschluss an die zentrale Trinkwasserversorgung. Im Jahr 1955 konnte sich dann das gesamte Dorf über einen eigenen Wasseranschluss mit „frischem Nass“ freuen.

Dorfbrunnen mit Sitzbank