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Backhaus

In der Mitte des Dorfes steht das alte Backhaus der Gemeinde, erbaut im Jahr 1789, wie aus einem Stein in der Gründungsmauer hervorgeht. Das Backen hat in Schleberoda eine jahrhundertelange Tradition. Anders als in anderen Gegenden entschieden sich die Bewohner nicht für die übliche Hausbäckerei, sondern für eine Art „Großbäckerei“.

Dokumenten zufolge wurde der Backofen im Jahr 1858 repariert, und ein Jahr später erhielt das Backhaus ein neues Dach. Die Arbeit und Bezahlung des Bäckers waren durch Gemeindebeschlüsse genau geregelt. Der Bäcker Karl Krampe erhielt beispielsweise im Jahr 1870 für ein 9 kg Brot 6 Pfennige und für einen Blechkuchen 4 Pfennige. Interessanterweise mussten Einwohner, die ihr Brot in Freyburg backen ließen, 3 Pfennige mehr bezahlen – eine Art Schutzzoll, wie man es heute nennen würde.

Um dem Bäcker eine bessere Sicht ins Innere des Ofens zu ermöglichen, wurde 1915 eine elektrische Lampe seitlich am Ofen angebracht. 1914 übernahm Willy Eulenberg aus Freyburg das Backhaus. Die Gemeinde traf Vereinbarungen:

  • Für das Backhaus zahlte Eulenberg 50,00 Mark.
  • Auf Wunsch der Gemeinde übernahm er jeden Freitag früh um 7.30 Uhr im Sommer und um 8.30 Uhr im Winter das Backen.
  • Bei Bedarf würde er auch zweimal backen.
  • In Ausnahmefällen musste Eulenberg zu jeder Zeit eintreten, und für das Licht hatte er selbst aufzukommen.
  • Anlässlich von Hochzeiten, Kindstaufen, Sterbefällen und in der Obstzeit war ebenfalls zu backen.

Von 1950 bis 1992 war Herbert Seidel aus Freyburg der Gemeindebäcker mit der längsten „Amtszeit“. Obwohl bereits Rentner, kam er immer nach Schleberoda zum Backen. Doch die Frage blieb: Was sollte mit der jahrhundertealten Tradition geschehen, denn ein neuer Bäcker war nicht in Sicht? Die Hoffnung ruhte auf den Schultern von Thomas Ehret. 1991 fragte er bei Meister Seidel an, ob auch ein völliger Laie den altdeutschen Backofen beherrschen könne. Herr Seidel schien skeptisch – ein Maurer als Bäcker, dazu noch bei einem so komplizierten Ofen? Seine Bedenken verschwanden, als er feststellte, dass Herr Ehret nicht nur ein sehr guter Maurer war, sondern auch ein begnadetes Backtalent hatte. 1992 wurde Herr Seidel mit 72 Jahren in den längst verdienten Ruhestand verabschiedet.

Im Dezember 1995 schrieb Herr Wißenbach in einem Artikel des Naumburger Tageblattes:

„Am Sonnabend lag verführerischer Duft in Schleberodas Luft. Aus dem gemeindeeigenen Backhaus macht sich der Geruch frisch gebackener Stollen breit. Was aber hinter diesen, durch alle Ritzen des Denkmals dringender Duft steckte, dürfte nun schon drei Jahre lang in ganz Deutschland einmalig sein: Am altdeutschen Backofen standen kein Bäckermeister und sein Geselle, sondern der Schleberodaer Bürgermeister Thomas Ehret nebst seiner „besseren Hälfte“ Kathrin. Dass der „Altdeutsche“ auch 1995 angeheizt wurde, kam auf Wunsch einiger Schleberodaer zustande, die ihre Stollen unbedingt in diesem Ofen gebacken haben wollten, sagte der Bürgermeister. Zumeist seien es jene Bürger gewesen, die ihren Teig schon jahrelang der alten Technik anvertrauten und die darauf schwören, dass nur der „Altdeutsche“ dem Geschmack der Stolle den unverwechselbaren Schliff verpassen kann.“

Seitdem wird alljährlich am 1. Adventswochenende der Teig von Dorfbewohnern gebracht, von Cornelia Hofmann und Katrin Ehret in Form gebracht und von Thomas Ehret zu über 100 Stollen gebacken. Der Ofen wird zudem zu Ostern für Osterbrote, zu Pfingsten für Speckkuchen, Brot und Pizza sowie zu Dorffesten für Kuchen angeheizt. In diesem Ofen wurde ebenfalls schon Spanferkel und ein Gericht der MDR Rubrik „Die Dorfbruzzler“ bei Sachsen-Anhalt Heute zubereitet.

Backhausbuch zum Backhaus Schleberoda

Das Backbuch kann käuflich beim Heimatverein Schleberoda e.V. erworben werden. Bei Interesse melden Sie sich bei Dr. Karin Reglich, Schleberoda Nr. 12 unter Tel. 034464/26371

Preis: 5,00 Euro zuzüglich Porto und Versand

In den 1950er Jahren wurde die Decke und ein Teil der Wände aufgrund mangelnder Materialien unsachgemäß repariert. Mittlerweile fällt an diesen Stellen der Putz ab. Aus diesem Grund sollte 2017 die Decke und die Wandstellen traditionell und sachgemäß erneuert werden. Das Vorhaben erhielt Unterstützung im Rahmen des Entwicklungsprogramms für den ländlichen Raum des Landes Sachsen-Anhalt 2014 – 2020 (EPLR). Die Förderung erfolgte gemäß der Maßnahme „Unterstützung für die lokale Entwicklung LEADER (CLLD)“ im Schwerpunktbereich „Förderung der lokalen Entwicklung in ländlichen Gebieten“, finanziert aus Mitteln des Europäischen Landwirtschaftsfonds zur Entwicklung des ländlichen Raums (ELER) und des Landes Sachsen-Anhalt.

Im Rahmen der 700-Jahrfeier des Dorfes und dem Backhausfest wurde ein Backbuch mit dem Titel „Backhaus der Gemeinde Schleberoda“ veröffentlicht. Es enthält altdeutsche Backrezepte sowie eine kurze Geschichte zum Dorf und dem Backhaus, verfasst von Cornelia Hofmann.

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